Blaue Lagune Dialog zum Thema
„Hotel 4.0 – Zimmer mit Kreativität. Assetklasse im permanenten Wandel“
Wie sieht das Hotel der Zukunft aus? Welche Trends gibt es und wie reagieren Investoren? Was müssen Architektur und Technik leisten? Und was erwartet sich der Gast in Zukunft? Diese Thematiken standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion am 28. November 2017 in der Blauen Lagune, zu der sich rund 30 hochkarätige Gäste einfanden und auch noch beim anschließenden Networking angeregt diskutierten.
Hausherr Erich Benischek, Gründer und Eigentümer der Blauen Lagune, begrüßte die Moderatorin, Dr. Gisela Gary, sowie die DiskutantInnen: Ing. Domagoj Dolinsek (PlanRadar GmbH), Roman Kopacek (Michaeler & Partner), Mag. Franz Pasler (PK & Partner Hotel Specialists GmbH) und Mag. (FH) Carina Wolf (UBM hotels Management GmbH). Unter den Gästen u.a. Dr. Arno Brauneis (BKP Rechtsanwälte), Martin Bartl (ONE8ONE), DI Clemens Biffl (Esterházy Betriebe), DI Florian Rode (HNP Architects), Christian Wagner (Wagner & Partner Real Estate), DI Gernot Weingraber (IC Development).
Neue Kategorisierung durch Plattformen
Die Digitalisierung verändert das Business grundlegend: So sorgen Buchungs- und Bewertungsplattformen für hohe Transparenz, sowohl, was die Qualität des Hotels als auch den Zimmerpreis betrifft. Die seit Jahrzehnten gelernte Kategorisierung nach Sternen ist, so das Podium einhellig, mehr oder weniger obsolet geworden. „Die Kategorie-Sterne werden durch Bewertungs-Sterne im Web ersetzt“, ist Dolinsek überzeugt. Pasler sieht zwei wesentliche Aspekte bei den Plattformen: Einerseits bieten sie der mittelständischen Hotellerie den großen Vorteil der Präsenz sowie hohe Flexibilität beim Bereitstellen von Zimmerkontingenten. Andererseits wird das Branding immer wichtiger, was wiederum Franchiseverträge fördert. Wolf wiederum sieht verstärkt den Trend zu Loyalty-Programmen, um den Hotelgast zu binden und sich Kosten für teure Plattform-Buchungen zu ersparen.
Automatisierung versus Individualisierung?
„Es geht um den Gast, der ein perfektes Service will“, ist nicht nur Kopacek überzeugt. Für Pasler eine echte Herausforderung, denn der Personalmangel in der Branche ist in Österreich, aber auch Europa eklatant hoch, nicht zuletzt aufgrund des schlechten Images des Berufsstandes. Auch hier müsse verstärkt angesetzt werden – unmittelbares Feedback vom Gast mit einhergehendem Trinkgeld wäre vielleicht ein Motivationsfaktor. Dass sich die Automatisierung im Hotel noch verstärken wird, ist abzusehen, doch wollen beispielsweise viele Menschen immer noch bei einem freundlichen Mitarbeiter und nicht bei einem seelenlosen Automaten einchecken.
Im Spannungsfeld zwischen Bauqualität und Rendite
Hausherr Benischek, rund 200 Tage im Jahr auf Reisen, kritisiert die mangelnde Bau- und Ausstattungsqualität. So wird es in naher Zukunft ein eigenes Hotelkompetenzzentrum als Show Case in der Blauen Lagune geben, in dem Interessenten insbesondere auch Hilfestellung bei Neubau und Sanierung von Hotel- und Gewerbeobjekten erhalten. Eine bessere Bau- und Ausstattungsqualität führt jedoch zu erhöhten Baukosten, die wiederum die Rendite reduziert. Die Investorensuche wird dadurch sicher nicht einfacher: „Die Assetklasse Hotel wurde bereits zur Handelsware“, so Pasler trocken in diesem Zusammenhang. Anders agiere man bei UBM: „Wir fördern nachhaltiges Bauen und schauen auch darauf, dass für spätere Renovierungsarbeiten Geld vorhanden ist“, so Wolf. Es hänge halt sehr viel von der Vertragssituation ab, aber der Gast treibe ohnehin das Qualitätsdenken voran, so Kopacek.
Trends und Kernkompetenz
Individuelles Boutiquehotel mit einer tollen Story oder lieber Kettenhotel mit Standardisierung? Kleine Hotels sind zwar innovativer, große Ketten reagieren jedoch, indem sie Charme und Kreativität in die Gruppe holen (Beispiel: Beteiligung der Accor-Gruppe bei 25hours hotels). Als wichtigste Erfolgsfaktoren sehen die Diskutanten ein optimales Preis-/Leistungsverhältnis, verstärkte Individualisierung und persönliche Dienstleistung, so dass sich der Gast wirklich wie zuhause fühlen kann. Doch welche Veränderungen und Innovationen es auch in Zukunft noch geben wird: Die Kernkompetenz eines jeden Hotels ist und bleibt „das Schlafen“.